Ein Kiwi ist sehr schwer zu entdecken – das trifft sowohl auf die Vögel als auch auf die Einwohner der Neuseeländischen Südinsel zu. Viele Orte die wir durchquert haben waren menschenleer, wenn jemand neben der Straße stand war es meistens ein Backpacker, der per Anhalter fahren wollte. Unsere Theorie, dass einfach alle am arbeiten sind, hielt sich auch nicht lange. In den meisten Einfahrten der Häuser parkte noch das Auto, Kieswerke standen still und die Scheunentore der Bauernhöfe waren verschlossen. Insbesondere die abgelegenen Bauernhöfe wirkten wie ausgestorben und sind oft so schäbig, dass sie als Kulisse für einen Zombie-Film dienen könnten. Vielleicht sind in dieser Gegend beiderlei Arten von Kiwis nur nachtaktiv?
Wir machten uns auf den Weg zum Milfordsound und stoppten dabei nur kurz am Gemstone Beach. Eigentlich sollten dort viele (Halb-)Edelsteine herumliegen, die wurden aber wohl von den Horden an Touristen vor uns eingesammelt. Darum haben wir weniger auf den Boden und viel mehr auf das Meer geschaut, das hatte beeindruckend hohe Wellen, deren Höhe und Reichweite unberechenbar waren. Zwischendurch wurde es auf einmal ganz still, es brach keine Welle mehr und das Wasser zog sich zurück. Wir rechneten schon fast mit einem Tsunami (tatsächlich gab es an der Nordküste Warnschilder und Wegweiser für den Fall eines Tsunamis), die heranrollende Welle war dann aber nur unwesentlich größer und brach bereits weit vor dem Strand.
Der Tag endete am Cascade Creek Campingplatz mit einem Rundgang durch einen komplett mit Moos überwucherten Wald.